Seit über 480 Jahren fühlt sich die Familie Fockel, mittlerweile in elfter Generation, ihrer Hofstätte gegenüber verpflichtet.
Der Fockelhof gehört zu den Althöfen der Stukenbrocker Senne und ist zwischen 1279 und 1531 entstanden. Der Hofname Fockel wird zum ersten Mal 1584 dokumentiert.
Ursprünglich handelte es sich um ein fürstbischöflich-paderbornisches Halbmeier-Colonat. Der Hof war dem Fürstbischof von Paderborn eigenbehörig und hatte diesem finanzielle Abgaben zu leisten sowie Spanndienste zu entrichten, das heißt auf dem Hof waren mindestens zwei Pferde zu halten. Statt der sonst üblichen Handdienste hatte der Fockelhof Wildfuhren an den Bischofssitz in Neuhaus zu liefern.
1638, noch während des Dreißigjährigen Krieges, wird Hermann Fockel urkundlich erwähnt. Er und seine Frau Clara sind die ersten bekannten Namensträger – und somit die Stammeltern unserer Familie. In diesem Jahr ist Hermann Fockel Bürge für die Anstellung eines Pastors in Stukenbrock. Danach ist sein Sohn Conrad Fockel mit seiner Frau Elisabeth Gauksterdt der Colon (= Bauer) des Hofes. Er lässt 1687 den Schafstall auf dem Hof erbauen und amtiert später für sechs Jahre als Stukenbrocker Vogt. Als er 93jährig stirbt, wird er im Kirchenbuch als „fleißiger Jäger“ gewürdigt.
Conrad Fockel hinterlässt keine männlichen Nachkommen oder sie sterben früh, so dass seine Tochter Anna Maria Fockel um 1692 Valentin Eikenbusch heiratet. Er nimmt mit der Hochzeit den Hofnamen Fockel an. In seine Zeit fallen schwerwiegende Grenzstreitigkeiten um Weidegebiete mit den lippischen Nachbarn im Gebiet des heutigen Augustdorf: ab 1716 führt Valentin Fockel gemeinsam mit sechs anderen Stukenbrocker Höfen einen erfolgreichen Prozess gegen den Grafen zur Lippe um die lippischen Hude-Gebiete, der vor dem Reichskammergericht in Wetzlar verhandelt wird.
Im 18. Jahrhundert bewirtschaftet Valentins Sohn Gerhard Fockel mit seiner Frau Angela Maria Fockel, aus der Fockel-Mühle stammend, den Hof. Die Linie Fockel-Mühle bildet ab 1678 einen Seitenzweig der Familie. Aus der Ehe von Gerhard und Angela Maria Fockel gehen zehn Kinder hervor: der jüngste Sohn und Anerbe Ferdinand Fockel heiratet 1782 Catharina Maria Brink vom benachbarten Hof Brink. Acht Jahre später lässt das Ehepaar ein Heuerlingshaus (heutiger Standort Zoo Safaripark) errichten. Der Torbalken dieses Heuerlingshauses, das 1974 abgerissen wurde, ist noch erhalten:
IM NAMEN DER ALLERHEILIGESTEN 3FALTIKEIT HABEN WIR GEBUET
FERDINAND FOCKKEL UND TRINA MARIIA BRINCK ELEUTE
ANNO 1790 DEN 22. JUNIUS. M. JOHAN JÜRGEN
Conrad, der jüngste Sohn Ferdinand Fockels, heiratet 1816 Elisabeth Kipshagen, die älteste Tochter des Hofes Kipshagen. Nach der Auflösung des Fürstbistums Paderborn und der Aufteilung der Stukenbrocker Gemeinheit wird Conrad Fockel der erste eigentliche Hofeigentümer.
Conrad Fockel überträgt 1851, nachdem sein ältester Sohn nach Australien und später nach Amerika ausgewandert ist, die Besitzrechte des Hofes an seinen jüngsten Sohn Heinrich. Heinrich Fockel wirkt als Gutsbesitzer bis zu seinem Tod 1914. In diese Zeit fallen auch seine Vormundschaft für den späteren Abt Michael Kruse, dessen Eltern früh versterben, und der Brand des Altwohnhauses auf dem Fockelhof von 1878. Noch im selben Jahr wird das Altwohnhaus wieder aufgebaut. Der Torbalkenspruch gibt ein beredtes Zeugnis wieder:
Das Altwohnhaus, ein für Westfalen typischer Vierständerbau, wurde an derselben Stelle wieder aufgebaut. Das neue Fachwerk stammte nach mündlicher Überlieferung aus Delbrück. Das Altwohnhaus wurde in den 1950er und in den 1990er Jahren modernisiert und renoviert.
Nach dem Tode Heinrich Fockels bewirtschaften seine Söhne Josef und Franz Fockel den Hof. Sie hinterlassen allerdings keine Nachkommen, so dass ihr Neffe Johannes Fockel 1934 die Nachfolge mit seiner Frau Katharina Fockel antritt. Johannes Fockel erwirbt nach dem Zweiten Weltkrieg viele Verdienste als Oberst der Stukenbrocker Schützenbruderschaft. Seit 1972 führt sein Sohn Franz-Josef Fockel mit seiner Frau Renate Brockschmidt die Familientradition auf dem Fockelhof fort.